4. Wie hat sich Ihr Beruf von heute zu früher verändert?
Meine bisherige Laufbahn ermöglicht es mir den Wandel der Tier-Mensch-Beziehungen zu verfolgen. Generell hat sich in den letzten Jahrzehnten das Verhältnis der Menschen zu ihren Tieren verändert. Früher stand der Nutzen eines Tieres im Vordergrund. Auch ein „klassisches“ Haustier wie der Hund hatte seine ganz eigenen Aufgaben zum Beispiel als Jagd-, Wach- oder Hütehund. Doch mittlerweile sind Hunde vollwertige Familienmitglieder und Freizeitkameraden, denen wir ein schönes aber vor allem artgerechtes Leben bieten möchten. Das schließt für Tierhalter natürlich auch eine medizinische Betreuung auf hohem Niveau durch spezialisierte Tierärzte mit ein.
Gerade in den letzten Jahren wurde der Standard für die tiermedizinische Versorgung immer weiter angehoben. Heute ist eine Behandlung auf Ebene der Humanmedizin durchaus möglich und auch nachgefragt. Beispiele sind unter anderem Diagnosestellungen im Kernspintomographen, Bandscheibenoperationen oder künstliche Hüftgelenke. Solche größeren Eingriffe und Diagnosemöglichkeiten bringen leider auch größere Kosten mit sich. Doch für ein tierisches Familienmitglied sind die meisten Halter bereit, diesen Mehraufwand zu tragen.
5. Wodurch zeichnen Hunde sich als Begleiter des Menschen Ihrer Meinung nach aus?
Hunde und Menschen haben eine sehr lange gemeinsame Geschichte, die schon 15.000 Jahre zurückreicht. Damals war der Hund das erste Tier, das der Mensch domestiziert hat und so wurde er zum treuen Begleiter in vielen Lebenslagen. Anpassungsfähigkeit zeichnet sie ebenso aus wie Loyalität und macht sie für sehr viele Menschen zu einem wunderbaren Kameraden. Ob in der Großstadt oder auf dem Land oder auch an eher außergewöhnlichen Orten, Hunde leben mit uns in allen bewohnten Regionen dieser Erde zusammen. Darin liegt eine große Verantwortung, die wir Menschen dem Hund gegenüber haben. Er würde grundsätzlich auch eigene Nachteile in Kauf nehmen, um mit seiner Familie zusammen sein zu können. Die Bezugsperson zu verlieren, ist für Hunde oft das schlimmste Schicksal, z.B. würden sie eher auf kleinstem Raum mit „ihrem Menschen“ leben, als ohne diesen. Wir als Hundehalter sind am Ende dafür verantwortlich, dass unser Hund ein glückliches aber auch artgerechtes Leben führt.
6. Was macht den Hund für Sie zu einem besonderen Haustier?
Mich persönlich fasziniert vor allem die innige Freundschaft, die man zu einem Hund aufbauen kann und wie sehr man sich seinem Hund verbunden fühlen kann. Wie bei den Menschen auch, begegnen mir in meinem Job intelligente Charakterköpfe, bei denen ich immer wieder lerne, wie sie ganz persönlich ticken. Die größte Konstante ist wohl, dass das Leben und die Zusammenarbeit mit ihnen mich täglich wachsen lässt und mir viel Spaß bereitet.
7. Die meisten Hundehalter kennen sicherlich die klassischen Anzeichen für einen glücklichen und gesunden Hund. Gibt es noch weitere, auf die Sie als Tierärztin achten?
Glänzende, klare Augen und ein glänzendes Fell sind zuverlässige Anzeichen für einen gesunden Hund, zusätzlich müssen Halter natürlich auch darauf achten, ob ihr Tier genug frisst und er alles angemessen wieder ausscheidet. Ein gesunder Hund ist psychisch ausgeglichen und nimmt am Leben teil. Er ist dabei aber nicht nur aktiv, sondern schläft auch bis zu 20 Stunden am Tag. Ein wichtiger Indikator ist auch so genanntes Komfortverhalten wie z.B. Fellpflege, Schütteln, Recken, Strecken und Wälzen.
8. Was sind für Sie Warnzeichen, dass ein Hund unglücklich oder vielleicht sogar krank ist?
Übermäßiges Hecheln, Schmatzen, unruhiges Verhalten oder eine veränderte Körperhaltung sind dagegen eher Anzeichen für Unwohlsein oder sogar Schmerzen. Daher ist es für Hundehalter wichtig, diese Anzeichen erkennen zu können. Nur so können sie in entsprechenden Situationen richtig handeln und z.B. rechtzeitig einen Tierarzt aufsuchen.